Geschichte

Frühe Anfänge der forstlichen Ausbildung in Freiburg

Im Jahre 1787 wurde in Freiburg, das damals zu Vorderösterreich gehörte, auf Anordnung von Kaiser Joseph II. eine forstliche Lehrkanzel an einer deutschen Universität eingerichtet. Die Forstprofessur wurde mit dem Kameralisten Dr. jur. Johann Jakob Trunk besetzt. Die Schwerpunkte seiner Lehre lagen auf den Gebieten Kameralistik, Forstrecht und Forstpolizeilehre. Die Freiburger forstliche Ausbildungsstätte wurde aufgrund ihrer fundierten wissenschaftlichen Ausrichtung über die vorderösterreichischen Grenzen hinaus bekannt. Mit der Berufung Trunks als Professor an die Universität Bonn brachen 1792 die forstlichen Vorlesungen in Freiburg ab.

Die forstliche Ausbildung im heutigen Baden-Württemberg konzentrierte sich im 19. Jahrhundert auf zwei Standorte. In Württemberg wurde im Jahre 1817 an der Universität Tübingen eine Staatswirtschaftliche Fakultät gegründet, unter deren Lehrfächer auch die Forstwissenschaft aufgenommen wurde. Nach einer Verlagerung des forstlichen Lehrbetriebs nach Hohenheim im Jahre 1825, wurde 1881 die Universität Tübingen erneut mit der forstlichen Ausbildung beauftragt. In Baden wurde 1832 die Forstschule als fünfte Abteilung der Polytechnischen Schule in Karlsruhe eröffnet, die bereits nach kurzer Zeit einen ausgezeichneten Ruf hatte.

 

Zusammenlegung der Forstwissenschaften (1920)

Auf der Tagung des Deutschen Forstvereins, der 1907 in Straßburg stattfand, diskutierte man u. a. über die Ausbildung von Forstwissenschaftlern. Für Südwestdeutschland schlug die Versammlung vor, den forstlichen Unterricht in Gießen, Karlsruhe und Tübingen an einen Standort zu verlagern. In anschließenden Sondierungsgesprächen auf Länderebene blieb die Frage der Zusammenlegung der forstlichen Ausbildung zunächst ungelöst. Während des Ersten Weltkrieges regte das Königreich Württemberg erneut an, die forstwissenschaftliche Lehre in Südwestdeutschland auf eine Ausbildungsstätte zu konzentrieren.

Hauptargument der Zusammenlegung waren sinkende Studentenzahlen. Zudem war man der Ansicht, dass eine Bündelung der forstlichen Lehre zu einer besseren personellen und sachlichen Ausstattung und damit zu einer qualitativ besseren Ausbildung künftiger Forstbeamter führen würde. Entscheidender Punkt blieb die Standortfrage. Während Württemberg weiterhin für Tübingen plädierte, war Baden nicht bereit die Forstabteilung der Technischen Hochschule in Karlsruhe aufzugeben.

Man befürchtete auf beiden Seiten, dass ein außerhalb des Landes stattfindender Lehrbetrieb unweigerlich zu einem Verlust von Einflussmöglichkeiten auf die Ausbildung künftiger Forstbeamter mit sich bringen würde.

Im Jahre 1919 begannen die Länder Württemberg, Baden und Hessen wieder mit Sondierungsgesprächen über die Zusammenlegung des forstwissenschaftlichen Unterrichts, aus denen sich Hessen kurze Zeit später zurückzog.

Die Diskussion um den neuen Standort der gemeinsamen forstlichen Ausbildung konzentrierte sich auf Heidelberg und Freiburg. Die Anhänger Heidelbergs unterstützen den Standort wegen der zentralen Lage innerhalb der an der Zusammenlegung beteiligten Staaten. Heidelbergs Widersacher hielten die Umgebung von Heidelberg geologisch und forstlich gesehen für zu einseitig. Für Freiburg sprach das forstlich interessante Umland, insbesondere die aufgrund der Höhenunterschiede und geologischen Vielfalt gegebenen unterschiedlichen Waldbewirtschaftungsformen. In dieser Phase kristallisierte sich Freiburg zunehmend als potenzieller Standort heraus. Im Gegenzug sollte die württembergische Anstalt in Hohenheim die Ausbildung der badischen Agrarstudenten übernehmen.

Im Dezember 1919 beschloss Baden den forstlichen Unterricht von Karlsruhe nach Freiburg zu verlagern. Wenige Tage später stimmte der Finanzausschuss des württembergischen Landtages der Zusammenlegung des Unterrichts in Hohenheim für die Landwirtschaft und in Freiburg für die Forstwissenschaften mit einer finanziellen Unterstützung von insgesamt 150.000 Reichsmark zu. Die Gleichberechtigung der Forststudenten aus Württemberg und Baden wurde dadurch garantiert, dass dem württembergischen Kultusministerium im Falle von Zulassungs-beschränkungen oder Gebührenerhebungen regulierende Mitsprache zugesichert wurde. Während für die badischen Forststudierenden bereits zum Sommersemester 1920 der forstliche Unterricht in Freiburg begann, wurde der Umzug der Tübinger Forststudenten für das Wintersemester 1920 festgelegt.


Entwicklung der Freiburger forstlichen Lehrstätte (1934 – 1937)

Das in Freiburg neu gegründete forstliche Institut bestand zunächst aus den drei forstwissenschaftlichen Ordinariaten für die Fächer Produktionslehre, Betriebslehre und Forstpolitik. Anfang des Jahres 1934 verschärfte sich die Personalsituation an der Freiburger forstlichen Lehrstätte. Das Extraordinariat für Forstbotanik war aus rassisch-politischen Gründen vakant geworden, zudem standen für die Lehrstühle forstliche Betriebslehre, Forstpolitik, Bodenkunde, Forstbotanik und Waldbau seit 1934 Berufungsverfahren an. In dieser geschwächten Position hatte das forstliche Institut in Freiburg den hochschulpolitischen Umstrukturierungsmaßnahmen der Nationalsozialisten, welche Ende 1934 auch die forstlichen Hochschuleinrichtungen erfassten, entgegenzutreten.

Von den vorhandenen sechs forstwissenschaftlichen Ausbildungsstätten in Deutschland sollten lediglich drei bis vier bestehen bleiben. Im November 1934 sprach Karl Abetz im badischen Kultusministerium in Karlsruhe vor, um die Gründe für den Erhalt der Freiburger Lehrstätte darzulegen. Sowohl der badische Kultusminister Wacker als auch das württembergische Finanzministerium setzten sich energisch für den Erhalt der Forstwissenschaften in Freiburg ein. Dank vielseitiger intensiver Bemühungen, auch seitens der Stadt Freiburg, plädierte das Reichsforstamt für die Aufrechterhaltung des forstwissenschaftlichen Unterrichts in Freiburg. Mit Schreiben vom 29. März 1935 setzte das Reichswissenschafts-ministerium den Fortbestand der forstlichen Ausbildung in Freiburg endgültig fest.

Mit diesem Beschluss trieb Karl Abetz den Ausbau der Freiburger forstwissen-schaftlichen Lehrstätte in unverminderter Intensität voran.

1935 wurde das bis dahin bestehende forstliche Institut der Universität Freiburg in vier eigenständige forstwissenschaftliche Institute aufgegliedert. Die forstliche Lehrstätte setzte sich nun aus dem Institut für Waldbau, dem Institut für Forsteinrichtung und forstliche Betriebswirtschaft, dem Institut für Forstpolitik und dem Institut für Forstschutz, Forstbenutzung und Pflanzensoziologie zusammen. Daneben bestanden die Lehrstühle der forstlichen Grundwissenschaften für Forstzoologie, Forstbotanik und Bodenkunde.

Ende 1936 regte Karl Abetz die Errichtung einer forstlichen Abteilung innerhalb der naturwissenschaftlich-mathematischen Fakultät an. Von dem Vorhaben, eine eigenständige forstwissenschaftliche Fakultät zu errichten wurde zunächst Abstand genommen, da die forstlichen Fachvertreter der Ansicht waren, dass die Zahl der Dozenten und Studierenden dafür zu gering war. Das Reichswissen-schaftsministerium stimmte einem entsprechenden Antrag mit Erlass vom 20. Februar 1937 zu. Damit waren die wegweisenden Rahmenbedingungen geschaffen, die die eigenständigen Forstinstitute für Ihre wissenschaftliche Entwicklung nutzen konnten.

Der forstwissenschaftliche Fachbereich der Universität Freiburg in der Zeit von 1920 bis 1945 hat Benedikt Lickleder in seiner Dissertation ausführlich beschrieben und analysiert (http://www.freidok.uni-freiburg.de/volltexte/7207/pdf/ForstGe.pdf)

 

Entwicklung der universitären Ausbildung in Freiburg nach dem 2. Weltkrieg

In der Nachkriegszeit blieb die Struktur der forstlichen Abteilung innerhalb der naturwissenschaftlich-mathematischen Fakultät erhalten. Außerdem unterstand der Universität die Badische Forstliche Versuchsanstalt bis zu ihrer Eingliederung 1958 in die Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg.

Schließlich wurde 1970 die forstliche Abteilung innerhalb der naturwissenschaftlich-mathematischen Fakultät im Zuge der Neustrukturierung der Fakultäten zu einer eigenständigen Forstwissenschaftlichen Fakultät mit zehn Instituten erhoben. Mitte der 1990er Jahre führte die Forstwissenschaftliche Fakultät eine grundlegende Studienreform durch, deren innovative Ansätze durch den Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft als beispielhaftes didaktisches Pilotprojekt für Deutschland ausgezeichnet wurde. Seit dem 1. Oktober 2002 wurde die Forstwissenschaftliche Fakultät mit Teilen der Geowissenschaftlichen Fakultät erweitert und in Fakultät für Forst- und Umweltwissenschaften umbenannt. Im Einzelnen handelte es sich dabei um die beiden geographischen Institute Physische Geographie und Kulturgeographie, das Institut für Hydrologie, das Meteorologische Institut und neun Institute der alten Forstwissenschaftlichen Fakultät.

Im Januar 2013 wurde die Fakultät um vier geowissenschaftliche Professuren fachlich aufgewertet und führt seitdem unter dem Dach der neuen „Fakultät für Umwelt und Natürliche Ressourcen“ drei große Institute (Forstwissenschaften, Geo- und Umweltnaturwissenschaften, Umweltsozialwissenschaften und Geographie), in denen die einzelnen Professuren angesiedelt sind.

 

 

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